„Let’s talk about Failure“ – das ist das Motto der inzwischen weltweit stattfindenden „Fuckup Nights“. In diesen Veranstaltungen, ähnlich einem Poetry Slam, erzählen junge Entrepreneure von ihren geschäftlichen Misserfolgen, gescheiterten Ideen und anderen Tiefschlägen. Zur großen Belustigung der vielen Zuschauer – und um anderen dabei zu helfen, ähnliche Missgeschicke zu vermeiden.
Letztens, in Hamburg
In der ersten Hanburger Fuckup Night erzählt Andreas Kitzing, wie er es so richtig verbockt hat: „Wir waren total überzeugt von der Idee, die war damals auch gar nicht schlecht, wir hatten nur keine Ahnung. Hier seht ihr unsere Berufserfahrung, unser Team und unsere Programmierkenntnisse“ – er zeigt drei leere Folien. Es ging um „Collegefriends“, eine Art ungarisches Facebook, noch bevor es Facebook dort gab. Auf der technischen Basis eines Online-Gästebuchs, immerhin leicht umgebaut. In der anschließenden Diskussion stellt er sich den Fragen der Zuhörer: „Wie viele Mitglieder hattet ihr denn?“ fragt einer. „Maximal 20. Aber fünf waren Testnutzer. Und der Rest Freunde…“ gesteht Andreas. Klar, dass da jede Menge Stimmung aufkommt. Scheitern hat auch seine spaßigen Seiten.
Made in Mexiko
So oder ähnlich laufen alle Fuckup Nights ab: Drei bis vier gescheiterte Gründer stellen ihre Misserfolge in wenigen Minuten vor und verwenden dabei maximal zehn Charts oder Bilder. Nach jedem Auftritt ist Zeit für Fragen und Antworten, der Abschluss des Abends gilt dem Networking. Gegründet wurde die Fuckup Nights Bewegung 2012 in Mexiko von fünf Freunden aus der Start-up Szene. Die waren es leid, ständig von den unglaublichen Erfolgen anderer Gründer zu hören und wie toll angeblich immer alles lief. Mit ihren eigenen Misserfolgen machten sie in der ersten Nacht den Anfang und trafen auf weltweites Interesse. Inzwischen ist der offene Dialog über den Misserfolg ein globaler Kult: Fuckup Nights finden weltweit in 33 Ländern und knapp 100 Städten statt, darunter Berlin, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Köln, Leipzig, Hannover, Stuttgart und München.
Eine Idee…
Scheitern gehört zu jeder Unternehmung – und darüber sollte man sprechen. Umso besser, wenn man dies einmal in einem Rahmen tut, der nicht dem üblichen Lessons-Learned-Ambiente entspricht, sondern Spaß und Inspiration verspricht. Hier mein Vorschlag: Veranstalten Sie doch einmal in ihrem Unternehmen eine interne Fuckup Night (oder „Fail Night“, wie man etwas konzernfreundlicher formulieren kann): Vier Top Manager machen den Anfang und erzählen von den Projekten, die sie verbockt haben. Aber bitte nur echte Misserfolge, keine vorgeschobenen „Aber-eigentlich-bin-ich-doch-ganz-toll“-Geschichten. Dazu eine coole Location und gutes Bier – das war’s. Kostet so gut wie nichts. Wetten, dass die Kantine in den nächsten Tagen kein anderes Gesprächsthema kennt? Und ganz nebenbei zeigen Sie allen Mitarbeitern, worauf es in Ihrem Unternehmen ankommt: Dem Mutigen gehört die Welt und Fehler sind ok, so lange man daraus lernt. Wäre übrigens nett, wenn Sie mich einladen.
Und jetzt?
Ach ja, den Termin für die nächste offizielle Fuckup Night in München gibt es hier. Passende Locations für 150 – 300 Personen werden immer gesucht. Auch für interessierte Referenten ist noch Platz. Vorschläge bitte direkt an die Veranstalter. Nicht, dass da irgendetwas schief geht…